Trailrunning – oder wie rasend sich eine Sportart entwickelt

Der Spagat könnte nicht grösser sein. Während auf der einen Seite Trailrunning noch erklärt werden muss, ergeben sich auf der anderen Seite bereits diverse Untergruppen dieser jungen Sportart. Im Stile einer Identifikationssuche bilden sich immer neue Formen vom Laufen auf unstabilem Untergrund. 

Doch der Reihe nach. Die Geschichte des Trailrunning ist sehr lang und hat verschiedene Formen von Vorläufern, die aus meiner Sicht nichts mehr mit dem heutigen Trailrunning im eigentlichen Sinn zu tun haben. Da ist beispielsweise aus der Leichtathletik-Ecke der Crosslauf, oder auch der Berglauf, welche sich in den 80er und 90er Jahren einer grossen Beliebtheit erfreuten. Sicherlich darf hier auch die gehypte Bewegung des Nordic Walkings erwähnt werden. Nicht zuletzt ist auch die Spezialdisziplin Orientierungslauf bereits seit Jahren etabliert. – Also stellt sich die Frage, was ist an Trailrunning anders, oder gar neu? – Eigentlich alles und doch nichts. Konkret: Es ist auch eine Laufsport-Disziplin. Und doch ist es mehr als das und das Geheimnis steckt wohl in der Irreführung des Namens. Trailrunning ist nicht alleine rennen, das würde dieser Sportart nicht gerecht und hier bricht die Verwandtschaft mit den Leichtathletikdisziplinen. Trailrunning ist vielschichtiger und damit komplexer zu verstehen.

Also, noch Mal von vorne und einfach: Trailrunning versteht sich als Laufen abseits des Asphalts, auf unbefestigten Wegen. Dies bedeutet für den Bewegungsablauf und das Laufgefühl eine komplett andere Grundlage. Es gibt keine monotonen Bewegungsabläufe und damit keine einseitigen Belastungen. Rumpf- und Oberkörpermuskulatur sind mehr gefordert, und die Koordination von Auge und Bewegung fordert ein präsenteres und stetig variables Laufen. Das Tempo variiert immerwährend, jeder Schritt kann bremsend oder beschleunigend eingesetzt werden. Das Körpergewicht muss zentral über dem Fuss sein, damit das Agieren auf das Gelände überhaupt funktioniert. Der Lauf, teils auch die Schrittkadenz, wird dem Laufgrund und der Topografie angepasst. Erfahrungswerte von durchschnittlichen Kilometerzeiten funktionieren nicht. Im Gelände ab einem gewissen Gefälle oder Steigung wird es effizienter zu marschieren. Schlussendlich ist es ein Spiel mit dem Gelände, ein Tanz zwischen und auf den Steinen oder taktisches Variieren des eigenen Potenzials. Es ist immer ein miteinander mit der Natur. Und durch die hohe gedankliche Präsenz eine wunderbare Auszeit vom Alltag.

 

Text: Thomas Häusermann

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