Destinationspositionierung: Was wir von Bikedestinationen lernen können

Trailrunning ist mittlerweile eine etablierte Sportart – und doch bleibt es in vielen Tourismusregionen ein Nischenprodukt mit vergleichsweise wenigen Ressourcen. Ein Blick auf den Mountainbike-Tourismus zeigt, wie durchdachte Strategien, gezielte Investitionen und starke Community-Konzepte eine Sportart nachhaltig etablieren und touristisch erfolgreich vermarkten können. Zwei Best-Practice-Beispiele aus der Mountainbike-Szene verdeutlichen, wie Trailrunning von diesen Erfolgsmodellen lernen kann.

Bike Kingdom – Arosa, Lenzerheide, Chur
Wer sich in der Mountainbike-Szene bewegt, kennt den Begriff «Bike Kingdom» – ein Konzept mit Best-Practice Charakter. Das Bike Kingdom erstreckt sich über 6 Regionen und 3 Destinationen – von der Alpenstadt Chur, nach Arosa und Lenzerheide, bis ins Albulatal. Auch wenn das Konzept ein grosses Gebiet abdeckt, verfolgt man die Strategie der Zentralisierung. So ist die Lenzerheide der Hotspot und das zentrale Drehkreuz der Strategie. Von da aus kann man in alle Richtungen coole Trails erkunden. Mit dem Bike Kingdom Park hat man in der Lenzerheide auf der Rothorn-Seite die perfekte Infrastruktur für Downhiller*innen. Ergänzt wird das Angebot mit dem Alpenbikepark in Chur. Die gesamte Region wurde zudem in Teilgebiete unterteilt – The Capital, Steep Trees, Western Summit, Southern Delights, Red Peak und Bear Mountains. So entsteht ein schlüssiges Gesamtkonzept, welches unterschiedliche Leistungsträger involviert. Mit der Bike Kingdom App sind die Biker jederzeit informiert und können untereinander interagieren.

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Bike Republic Sölden
Auch im Nachbarland Österreich setzt man auf den Biketourismus – so zum Beispiel in Sölden. Mit der Bike Republic wurde vor einigen Jahren ein Leuchtturm-Projekt geplant und umgesetzt. Entstanden ist eine Bikenation mit Einbürgerung, Reisepass und Mitspracherecht – kein Witz. Durch die Anmeldung zum Newsletter wird man automatisch Bike Republic Bürger und erhält Mitspracherecht bei der jährlichen digitalen Bürgerversammlung. Wer sich beim Newsletter angemeldet hat, kann vor Ort in Sölden seinen Reisepass abholen und auf den Trails der Region Stempel (repräsentiert jeweils ein Visa) sammeln. Je mehr Stempel man sammelt, desto tollere Goodies erhalten die Gäste.

Nebst der sehr gelungenen Community-Aktivierung wurde ein umfassendes Konzept etabliert. Von Shaped Lines, über Bike-Lifte, ausgeschilderte Trails und Routen, Enduro Strecken, Pumptracks, Radwege bis zu speziellen MTB-Tickets, E-Bike Ladestationen oder Linienbusse mit speziellen Radanhängern – alles ist optimal auf die Bedürfnisse von Bikefans abgestimmt.

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Parallelen zwischen Trailrunning und Mountainbiken
«Trailrunning kann man doch nicht mit Mountainbiken vergleichen!» Solche Aussagen hören wir oft. Doch: Man kann! Denn es gibt Parallelen zwischen beiden Sportarten. Studien zeigen, dass sowohl Mountainbiken als auch Trailrunning zu den fünf beliebtesten Sportarten in der Schweiz gehören. Beide Aktivitäten finden in der Natur statt, erfordern körperliche Eigenleistung und sind immer mal wieder auf Transportmittel wie Bergbahnen, öffentliche Verkehrsmittel oder Autos angewiesen. Sie sind massentauglich und können von allen Altersgruppen ausgeübt werden. Der grösste Unterschied ist das benötigte Material bzw. Sportgerät, welches beim Biken deutlich sperriger und kostenintensiver ist.

Dennoch wird im Tourismus deutlich mehr Geld in den Mountainbike-Sport investiert, während Trailrunning oft nur als Randprodukt behandelt wird. Ohne gezielte Strategien und Investitionen bleibt der grosse Durchbruch aus. Wer Trailrunning langfristig etablieren will, muss bereit sein, in Infrastruktur und Marketing zu investieren – genauso, wie es erfolgreiche Mountainbike-Destinationen tun.

Learnings für Trailrunning-Destinationen
Was können wir also von den erfolgreichen Mountainbike-Destinationen lernen?

  1. Klare Strategie & Commitment: Erfolgreiche Bikedestinationen haben eine langfristige Vision und setzen diese konsequent um.
  2. Investitionen in Infrastruktur: Gut ausgebaute Trails, Anbindung an bestehende Transportmittel und Serviceangebote sind essenziell.
  3. Community-Building: Konzepte wie die «Bike Republic» schaffen eine starke Bindung zur Zielgruppe.
  4. Einbindung aller Leistungsträger: Sportgeschäfte, Guides, Gastronomie, Bergbahnen, Transportunternehmen und Unterkünfte müssen Teil des Gesamtkonzepts sein.
  5. Digitale Vernetzung: Eine App oder Plattform zur Vernetzung und Information der Läufer kann ein entscheidender Faktor sein.

Trailrunning hat grosses Potenzial. Dieses kann jedoch nur abgeschöpft werden, wenn die richtigen Weichen gestellt werden. Jetzt ist die Zeit, mutige Entscheidungen zu treffen und Trailrunning mit einer ebenso durchdachten Strategie zu fördern, wie es der Mountainbike-Sport bereits erfolgreich vormacht.

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